„Franz und Franziska: Es gibt keine größere Liebe. Die Eheleute Jägerstätter und das Martyrium des Gewissens“
Von Hubert Keßler
Wer ist dies Ehepaar, das zu Beginn des 20. Jahrhunderts an der Grenze zu Bayern geboren wurden? Wer ist dieser Franz, der aus dem ehrmachtsuntersuchungsgefängnis 1943 schreibt:
„Wenn ich die Briefe auch mit gefesselten Händen schreibe, ist das immernoch besser, als wenn der Wille gefesselt wäre“.
Kann Franz’ Entscheidung, nicht für die Ideale der Nationalsozialisten zu kämpfen, wie damals auch unser Gewissen erschüttern und wachrütteln? An welche Fragen rührt sein und ihr gemeinsames Leben, das sein Leben beendete und ihr Leben zum weißen Martyrium werden lies? Hat er seine Familie zu wenig geliebt und dafür das Martyrium gesucht?
Und wie soll man, auch heute angesichts der Ideologisierung des Lebens als Christ Stellung beziehen? Was bedeutet es, „Christus zu gehören“? und was bedeutet es, den Glauben immer und überall zu leben und zu bezeugen, auch in widrigen, feindlichen Umständen?
Die Geschichte von Franz und Franziska ist in erster Linie eine Liebesgeschichte, eine Liebe, die mit Freude angefüllt und durch Leid geprüft wurde. Sie Provoziert die Frage: Gibt es eine Verbindung zwischen Matrimonium und Martyrium, zwischen Ehe und Zeugenschaft?
Ihre eheliche Verbundenheit erreicht ihren Höhepunkt in der gemeinsamen Bereitschaft, das größte Opfer zu bringen, nämlich die endgültige Trennung, in der Erwartung, in der Ewigkeit wieder vereint zu sein. Eine Liebe, die fähig war, den den anderen loszulassen, damit sich sein Schicksal voll entfalten kann, wie Paul Claudel in „Die Verkündigung an Maria“ schreibt:
„Darauf gründet die Freude, darauf gründet die Freiheit, darauf die Gnade, darauf die ewige Jugend! […] Was ist die Welt, gemessen am Leben, und was dieses Leben, wenn nicht, um verschenkt zu werden?“
Was ist das für eine Liebe, die in dem johanneischen Spruch seine Verifizierung fand? „Es gibt keine größere Liebe, als wenn einer sein Leben für seine Freunde hingibt.“