Wir leben die Vielfalt
Von Liane Blank
Die Stirumschule stellt sich vor:
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In diesem Schuljahr dürfen wir 60 ABC-Schützen, 17 Kinder der Grundschulförderklasse und aktuell 100 VKL-SchülerInnen an unserer Schule begrüßen. Im Schuljahr 2015/2016 befinden sich insgesamt 500 Schülerinnen und Schülern, verteilt auf 14 Grundschulklassen, 7 Klassen in der WRS und fünf VKL Vorbereitungsklassen (2GS/3WRS) an der Stirumschule.
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60 Kinder in inklusiven Settings (kooperativen Organisationsformen und gruppenbezogenen Lösungen); 262 Kinder mit Migrationshintergrund, ca. 40 Nationen; 211 Christen, 161 Muslime, 128 mit anderen bzw. keiner Religionszugehörigkeit; viele Kinder aus schwierigen familiären Situationen…
Ich könnte Ihnen noch viele weitere Zahlen bzw. Fakten nennen, um Ihnen die Heterogenität unserer Schule sachlich zu veranschaulichen.
Jedoch liegt mir heute viel mehr daran, Ihnen über Erfahrungen zu berichten, zu dem Thema der heutigen Tagung, zu den „Bedingungen des Zusammenlebens in einer heterogener werdenden Gesellschaft“.
Wo liegen die Chancen und Probleme, wo zeigt sich Verbindendes?
Es war nicht schwer ein Motto für unsere Schule zu finden. „Wir leben die Vielfalt“ drückt aus, dass wir die Vielfalt, wie durch die Zahlen dargestellt, nicht nur haben, sondern, dass wir diese Vielfalt auch leben. Genau das ist uns wichtig. Wie kann man in so einer Vielfalt „zusammen wachsen“ bzw. „zusammenwachsen“, das ist unsere tägliche Herausforderung.
Der Schwerpunkt meiner Darstellung soll heute der Blick auf die vielen verschiedenen Kulturen sein, die bei uns an der Schule aufeinander treffen.
Herausforderungen, Schwierigkeiten, Möglichkeiten, Chancen - entsteht Neues/Verbindendes?
- sollen zum einen bezugnehmend auf die beteiligten Menschen d.h. Schülerinnen und Schüler, Eltern, Familien, Kommune, Kollegium dargestellt werden.
- Zum anderen wird mein Fokus auf die Inhalte d.h. Sprache, Fächer, Feste uvm. gerichtet sein.
Ich möchte Sie mit praktischen und gelebten Beispielen an unsere Schule mitnehmen und Sie ein bisschen daran teilnehmen lassen, wie Zusammenleben in einer immer heterogener
werdenden Gesellschaft in vielen Facetten gewinnbringend stattfinden kann und nicht nur als anstrengend, trennend oder negativ gesehen bzw. empfunden wird.
„Weitere Herausforderungen in der Zukunft werden u.a. die starke Zunahme an Vorbereitungsklassen für Kinder ohne oder mit geringen Deutschkennnissen sein, was wiederum verstärkte Bemühungen und Anforderungen im Bereich der Sprachförderung und Integration mit sich bringen wird.“ (Schulbericht, 2015/16; Stadt Bruchsal)
Wenn wir uns diesen großen Herausforderungen gemeinsam stellen, uns als unterschiedliche Institutionen immer wieder austauschen, könnte dies auch eine Chance entsprechend unserem erweiterten Schulmotto des „Zusammenwachsens“ sein.
Kommunikation, Respekt, Toleranz und Wertschätzung als Basis, um unterschiedliche Kulturen einander näherzubringen.
Liane Blank, Rektorin der Stirumschule Bruchsal
„Man kann nicht in die Zukunft schauen,
aber man kann den Grund für etwas Zukünftiges legen,
denn Zukunft kann man bauen.“ (Antoine de Saint-Exupéry)
Beispiele aus dem Schulalltag
Menschen:
Familie, Eltern, Lehrerkollegium, Schüler, Stadt, Staatliches Schulamt, Regierungspräsidium, Polizei…
- Kinder an das System Schule gewöhnen (GSF, Pausengong, Feueralarm…)
- Regelmäßig zur Schule kommen, pünktlich sein
- Für die Lehrer, ständig neue Klassenzusammensetzungen in der VKL und dann in den Regelklassen, Wegzug, Zurück ins Heimatland; manchmal auch ohne Information
- Kinder verschiedener Niveaustufen in einem Klassenverband an die deutsche Sprache heranführen (vom Analphabeten bis zum Hochbegabten)
- Elternkontakte pflegen (Sprache) und Informationsaustausch zwischen den Erziehungsberechtigten und der Schule
- Kinder kommen übermüdet aufgrund der Wohnsituation in der GU in die Schule/wir gönnen ihnen eine Pause und lassen sie schlafen
- Schüler entsprechend dem Niveau in die Anschlussschulen unterbringen
- Höchsttraumatisierte Kinder
- Schwimmunterricht wird die Kinder an das Meer, an das Boot erinnern, in dem sie eventuell fuhren.
- Viele Gespräche mit RP, Staatliches Schulamt bezüglich Klassenbildung, Lehrereinstellung, rechtliche Situationen besprechen.
- Intensive Gespräche mit der Stadt, da wir ganz dringend Räume herrichten lassen mussten oder abklären, wie erfolgt die Abrechnung der zusätzlichen Materialien, die nicht im Haushalt eingestellt waren, für 100 Schüler.
- Rücksprache mit der Polizei, bei Konflikten, schnelle Hilfsangebote
- Schulpflicht
Welche Auswirkungen hat es für die Schule und System Schule z.B. Inhalte/Gesetze
- Unterschiedliche Kulturen treffen aufeinander
- 90 Erziehungs- und Ordnungsmaßnahmen
- Sprachentwicklung/Sprachstand/Sprachförderung hemmend/fördernd
- Elternbriefe in verschiedenen Sprachen
- Schulbezirkswechsel/Antrag/Verständnisschwierigkeiten
- Adäquate Lehrmittel
- Schulpsychologische Beratungsstellen; Wartezeiten bis zu 8 Monaten
- Islamischer Religionsunterricht
- Ethikunterricht wäre wünschenswert
- Haltung aller Beteiligten
- Gleichgewicht für alle viele Angebote für Flüchtlinge und Familien in schwierigen Situationen?
- Kopftuch
- Ferienregelungen
- Berücksichtigung der Feste anderer Religionen
- Sportunterricht